Semi-essentielle Aminosäuren
Folgende Semi-essentielle Aminosäuren gibt es:
– L-Arginin
– L-Tyrosin
– L-Histidin
– L-Cystein
Was sind Semi-essentielle Aminosäuren?
Semi-essentielle Aminosäuren kann der menschliche Organismus selbst herstellen, doch in bestimmten Lebensphasen genügt die Eigenproduktion nicht. Dann müssen sie zusätzlich über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Die beiden relevanten semi-essentiellen Aminosäuren für den Menschen sind Arginin und Histidin. Er braucht sie verstärkt in der Wachstumsphase, während der Genesung nach einer Krankheit und bei dauerhaften körperlichen Belastungen wie etwa einem intensiven körperlichen Training.
Leistungssportler nehmen semi-essentielle Aminosäuren mit Nahrungsergänzungsmitteln auf. Sie können auch über eine bestimmte Ernährungsweise zugeführt werden, was beispielsweise für Neugeborene, alle Kinder und Jugendlichen sowie erkrankte Personen bedeutsam ist. Neugeborene nehmen sie über die Muttermilch auf. Sie brauchen in ihren ersten Lebenstagen vor allem Arginin, Histidin, Cystein und Tyrosin. Letztere essentielle Aminosäure ist generell für Kinder wichtig. Sie beziehen sie beispielsweise aus Schweinefleisch, Geflügel, Lachs, Thunfisch, Heilbutt, Kürbiskernen, Walnüssen, Bohnen, Sojabohnen und Erbsen. Ohne diese Aminosäuren können dem Körper endogene Wirkstoffe wie bestimmte Hormone fehlen, was die Einschränkung wichtiger Körperfunktionen zur Folge hat.
Arginin
Bekannt ist diese semi-essentielle Aminosäure als L-Arginin, weil nur diese Konfiguration für den menschlichen Körper bedeutsam ist. Normalerweise stellt der Körper L-Arginin selbst her, kann es aber auch aus Proteinen aufnehmen. Es ist in Kürbis- und Pinienkernen, Erd- und Walnüssen, Haferflocken, Hühnerbrust, Lammfleisch, Garnelen, Thunfisch und Hühnereiern enthalten. Aus L-Arginin kann L-Ornithin entstehen. Beide Aminosäuren regeln die Synthese von Kreatin und die Hormonfreisetzung, gehören zum Immunsystem und unterstützen die Wundheilung. Sportler benötigen L-Arginin für mehr Muskelkraft und Ausdauer. Zusammen unterstützen L-Arginin und L-Ornithin die Entgiftung. Alle Funktionen im Überblick sind:
- Freisetzung von Adrenalin, Insulin und Wachstumshormonen
- Regulierung des Cholesterinspiegels und des Blutdrucks
- Kreatinsynthese
- Wundheilung durch Kollagenaufbau
- Harnstoffsynthese
- Eiweißaufbau
- Ammoniakentgiftung
L-Arginin unterstützt auch die Bildung von Stickstoffmonoxid, das wiederum für die Entspannung der Blutgefäße bedeutsam ist.
Histidin
Wiederum ist die L-Konfiguration dieser semi-essentiellen Aminosäure wichtig. L-Histidin bezieht der Organismus unter anderem aus jungem Pflanzengewebe (Weizen, Mais), aber auch aus
- rohem Rindfleisch,
- Hähnchenbrustfilet,
- Lachs,
- Hühnereiern,
- Milch,
- Sojabohnen und
- Walnüssen.
Es ist ein Blutpuffer im Hämoglobin, reguliert also dessen pH-Wert. Für Säuglinge ist Histidin sehr wichtig, während die Bedeutung dieser semi-essenziellen Aminosäure für Erwachsene als etwas unklar gilt. Der Körper verfügt eigentlich über große Mengen an Histidin, wobei noch nicht vollständig erforscht wurde, inwieweit er es selbst synthetisiert. Ein Histidinmangel ist erst nach einer wirklich langen Fehlernährung erkennbar, doch es gibt ihn sogar mit dem Krankheitsbild der sogenannten Histidinämie. Diese basiert allerdings auf einer genetisch bedingten Fehlbildung des für die Synthese entscheidenden Enzymes Histidase. Als glucogene Aminosäure liefert Histidin bei seinem Abbau die Stoffe für die Gluconeogenese. Beim Abbau des Histidins entsteht Urocaninsäure, aus dieser Formiminoglutaminsäure und im weiteren Verlauf Glutaminsäure. Histidin ist die Vorstufe von Histamin, das seinerseits ein Gewebshormon und Neurotransmitter ist.
Asparagin
Aus der semi-essentiellen Aminosäure Asparagin entstehen andere Aminosäuren, was ihr den Status einer sogenannten proteinogenen Aminosäure verschafft. Von diesen gibt es insgesamt 21 im menschlichen Organismus. Asparagin ist chemisch neutral, biologisch wirkt es im menschlichen Körper nur als L-Asparagin. Es entsteht normalerweise im Körper aus Asparaginsäure mithilfe von Glutamin. Manchmal genügt diese Eigensynthese für den Bedarf nicht, weshalb wir Asparagin unter die semi-essentiellen Aminosäuren einordnen. Es kommt in Proteinen unserer Nahrung vor und gehört auch zu Peptiden wie Insulin. Größere Mengen davon enthält Spargel, dessen lateinischer Name (Asparagus officinalis) sogar darauf hinweist. Auch in Kartoffeln und Schmetterlingsblütlern (vor allem in ihren Keimlingen) findet sich viel Asparagin. Die Schmetterlingsblütler wiederum gehören zur Familie der Hülsenfrüchtler, aus denen wir ebenfalls Asparagin aufnehmen können. Diese Lebensmittel enthalten neben Spargel ebenfalls relativ viel Asparagin:
- grüne und getrocknete Bohnen
- frische und getrocknete Erbsen
- getrocknete Kichererbsen
- Linsen
- Sojabohnen
- Erdnüsse
- Lupinen
Cystein
Auch Cystein ist eine der 21 proteinogenen Aminosäuren und gleichzeitig schwefelhaltig. Wiederum löst nur die L-Konfiguration (L-Cystein) eine Wirkung im Körper aus. Normalerweise bildet unser Körper aus Methionin und Serin das Cystein. Bei Neugeborenen klappt das noch nicht, ihnen fehlt zunächst das hierfür nötige Enzym. Auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene könnten unter Umständen zu wenig Cystein im Körper haben und müssen es dann verstärkt mit der Nahrung oder über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen. Als Supplement ist Cystein recht bekannt, der Körper benötigt es für die Produktion des Antioxidans Glutathion und für die Strukturgebung von Aminosäuren. Zu viel Cystein kann aber eine Schilddrüsenunterfunktion erzeugen. In Maßen eingenommen kräftigt es die Haare und das Bindegewebe, bindet Schwermetalle und hilft bei der Ausleitung von Toxinen. Enthalten ist es in diesen Lebensmitteln:
- verschiedene Arten Fisch
- Würstchen
- Leberwurst
- Huhn
- Rindfleisch
- Tomaten
- Sellerie
- Meerrettich
- Chinakohl
- Porree
- Möhren
Glutamin
Glutamin stellt der menschliche Körper aus Glutaminsäure her. Die Eigenproduktion genügt bei metabolischem Stress nicht, dann muss die semi-essentielle Aminosäure verstärkt zugeführt werden. Sie ist durchschnittlich zu 8 % in Nahrungsproteinen enthalten, ihr Mengenanteil im Muskelgewebe und Blutplasma beträgt 20 %. Nahrungsmittel mit Glutamin sind unter anderem
- Erdnüsse,
- Dinkelmehl,
- Nudeln und
- Schweinefleisch.
Bei einer Erkrankung mit angegriffenem Immunsystem erhöht sich der Glutaminbedarf, weil die Immunzellen diese semi-essentielle Aminosäure als Energielieferant benötigen.
Glycin
Glycin ist die einfachste neutrale Aminosäure mit einem Wasserstoffatom und als L-Glycin im menschlichen Körper wirksam. Dieser stellt Glycin aus Serin selbst her. Wenn diese Synthese nicht genügt, gewinnen wir Glycin aus proteinreicher Nahrung. Enthalten ist die semi-essentielle Aminosäure unter anderem in
- Fleisch,
- Fisch,
- Geflügel,
- Wurst,
- Gemüse,
- Salat,
- Hülsenfrüchten und
- Getreideprodukten.
Glycin gehört zum Kollagen und unterstützt damit eine gesunde Haut, den Haarwuchs, die Knochen, Zähne, Knorpel, Sehnen und Bänder. Zudem ist es an der Glutathionsynthese beteiligt. Dieses ist wiederum ein körpereigenes Super-Antioxidans, das die Entgiftung und das Immunsystem unterstützt. Da Glycin auch als Neurotransmitter wirkt, verbessert es die Schlafqualität und weitere neurologische Funktionen.
Prolin
Prolin gehört zu den 21 proteinogenen Aminosäuren und ist heterozyklisch mit ringförmiger Struktur. L-Prolin entfaltet eine biologische Wirkung in unserem Körper. Dieser stellt es per Eigensynthese aus Glutamat her und bezieht es bei nicht ausreichender Eigenproduktion aus der Nahrung. Nahrungsmittel mit Prolin sind
- Fleisch,
- Fisch und Meeresfrüchte,
- Eiweißpulver,
- Milch und Milchprodukte sowie
- in geringerem Maße Hülsenfrüchte.
In den Muskelfaserbündeln spielt Prolin eine wichtige Rolle, weil es zum Bindegewebe zwischen den Muskelsträngen gehört. Dieses Kollagen ist ein komplexes Eiweiß aus verschiedenen Aminosäuren, darunter aus Prolin. Für dessen Einlagerung benötigt der Körper übrigens Vitamin C. Im Makromolekül sitzt Prolin zwischen einem glatten Muskelbereich und einer Helixstruktur. Als sogenannter Helixbrecher sorgt es unter anderem für die dreidimensionale Form der Eiweiße in den Muskelfasern.
Tyrosin
Tyrosin ist eine aromatische Aminosäure mit zyklischer Molekülstruktur, die der Körper selbst bildet und/oder aus diesen Nahrungsmitteln aufnimmt:
- Eier
- Fisch
- Fleisch
- Soja
- Linsen
- weitere Hülsenfrüchte
Tyrosin verbessert unsere Wachsamkeit und Konzentration, weil es wichtige Gehirnchemikalien für die Kommunikation unserer Nervenzellen produziert. Es kann sogar die Stimmung aufhellen.